top of page

Mama McCool und ihre Regenbogenfamilie auf Instagram

Boys will be Boys?

"Heute werden wir beim Ultraschall das Geschlecht Ihres Babys sehen können, Frau McCool. Ich hoffe für Sie, dass es ein Mädchen ist. Einen Jungen können Sie und Ihre Frau sicher nicht so gut erziehen." – ZACK – Und schon hatte ich die Frauenarztpraxis gewechselt. Okay, das war nicht der einzige Grund. Die Ärztin war bei einigen Untersuchungen für meinen Geschmack etwas zu grob. Autsch.


Dies war nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass jemand meine Kompetenz, einen Jungen großzuziehen, anzweifelte. Seit mein Sohn geboren wurde, fühlen sich einige Männer in meinem Umfeld dazu berufen, ihm eine Extra-Portion Testosteron zu bieten. ;)


Jedes Mal, wenn ein guter Freund von mir mit meinem Sohn spielt oder ihn auf dem Schoß hat, brummelt er betont tief: "HAAAARRRGGGH ... Da freust du dich, was?! So eine raue Männerstimme gefällt dir, was? Das hörst du ja sonst nie. HAAAAAARRRRGGGGH ..." Nein, er freut sich, weil du mit ihm spielst und weil du ihm einen Keks gegeben hast. Doch, er hört Männerstimmen. Wir bösen Lesben schotten ihn nicht von der Außenwelt ab und lassen ihn in dem Glauben, dass er der Einzige seiner Art ist.


Dann ist da noch das mit den Autos. Jeder schenkt ihm zu jeder Gelegenheit irgendein Spielzeugfahrzeug. Egal, ob altersgerecht oder nicht, Hauptsache es rollt. Von Muldenkipper über Rennwagen bis hin zum Riesen-Traktor – der Fuhrpark meines Sohnes kann sich sehen lassen. Ich habe übrigens nichts gegen Autos. Ich fahre sogar eins. Aber dass meine Tochter null und mein Sohn circa 30 in seinem noch kurzen Leben geschenkt bekommen hat, ist eben doch irgendwie auffällig. Mein Sohn mag Autos auch. Sein Liebling ist ein großer Feuerwehrwagen mit lauter Sirene und grellem Blaulicht. Testhalber habe ich das Blaulicht und die Sirene mal auf eine Puppe geschraubt. Fand er auch gut!


Dies sind eher Kleinigkeiten. Doch dass einige Erwachsene der Meinung sind, Jungen (und Mädchen) müssten zu einem ganz bestimmten Typ Mensch erzogen werden, ist dann schon ein größeres Problem. Auf die Palme bringt mich folgende Szene, die ich so oder so ähnlich andauernd beobachte:


Kindergarten, kurz vor 9, die letzten Kinder trudeln ein. Der dreijährige Junge, der seinen Garderobenhaken ein paar Plätze neben meiner Tochter hat, weint. Auf dem Hinweg hat er seinen Feuerwehrmann-Sam-Sticker verloren. Der Vater (offensichtlich in Eile) sagt, er solle sich nicht benehmen wie ein Mädchen.


DA. KRIEG. ICH. DIE. KRISE.


Wieso benutzen Väter und Mütter (ja, auch Mütter ... die ja selber Ex-Mädchen sind) das Wort "Mädchen" als Schimpfwort, wenn ein Junge seine verletzliche Seite zeigt oder gerne mit der Minnie-Maus-Tasche seiner Schwester durch den Zoo laufen will?


Gehören solche Ansprachen in der Vorstellung mancher Eltern zur Erziehung eines Jungen?


Mädchen sind zart, hart, lieb, frech, ruhig, wild und Alles in Allem total wunderbar. Und Jungen eben auch.


Außerdem ging es um seinen Feuerwehrmann-Sam-Sticker. Er ist weg. Für immer! Weltuntergang! Ein bisschen mehr Verständnis, bitte.


Ich habe sowohl für meinen Sohn, als auch für meine Tochter zwei ganz große Erziehungsziele:


1. Meine Kinder sollen glücklich sein.

2. Meine Kinder sollen gute Menschen sein.


Wenn mir also jemand sagt, ich könnte meinen Sohn nicht zum "Mann" erziehen, weil ich eine Frau bin, kann ich nur sagen: Er wird ein toller Mann! Denn in erster Linie wird er ein toller Mensch. Jeden Tag geben wir uns die größte Mühe, ihn mit allem auszustatten, was er dazu braucht. Natürlich gehören dazu auch sogenannte Rollen-Vorbilder. Einige erlebt er zu Hause, andere außerhalb unserer vier Wände. Seine Identität, seine Rolle, sein Ich darf er selber finden und formen. Wir begleiten und unterstützen ihn dabei, helfen ihm und fangen ihn auf, wenn er uns braucht.


Wir können das. Obwohl wir nur gealterte "Mädchen" sind.




bottom of page