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Mama McCool und ihre Regenbogenfamilie auf Instagram

All eyes on me! Outing in der Spielgruppe

Seit zwanzig Jahren (cool ... ich hab ja Jubiläum) lebe ich offen lesbisch. Damit geht etwas einher, was manchmal richtig Spaß macht und manchmal richtig unangenehm, aber trotzdem unausweichlich ist: das Outen. Ob beim Arzt, beim neuen Arbeitskollegen oder bei Freunden von Freunden – als Lesbe oder als Schwuler ist man manchmal in einem regelrechten Outing-Marathon.


Ich persönlich halte es für wichtig, "out and proud" zu sein. Zum Einen sehe ich es irgendwie als meine Pflicht an, zur Sichtbarkeit von Lesben beizutragen, zum Anderen ist es einfach mega nervig, das Thema Partnerschaft und Liebe in Gesprächen zu umschiffen (aus Angst vor schlechten Reaktionen habe ich es trotzdem schon einige Male getan … keine gute Idee). Outen ist mit den Jahren also so eine Art unfreiwilliges Hobby von mir geworden. Bisschen wie Fitnessstudio: Manchmal macht es total Spaß und tut mir gut. Und wenn ich mal echt keinen Bock drauf hab, mach ich es trotzdem, weil ich weiß, dass es gut ist.


Seit ich Mutter bin hat meine Outing-Bereitschaft einen neuen Angstgegner gefunden: die Spielgruppe. Ein Mikrokosmos der Hetero-Mamas. Eine Talk-Show mit den Top-Themen "Kinderkot" und "Wachstumsschub". Ein Mainevent zwischen Breipürieren und Spielplatz. Hier, wo Elternzeit-Mamas ihre Sprösslinge herum tollen lassen und sich mit anderen Müttern über nichts anderes als ihre Kinder unterhalten, wird ein lesbisches Outing nicht erwartet. Warum? Na, wahrscheinlich, weil es eben nicht sooo viele lesbische Mütter gibt.


Jedes meiner Spielgruppen-Outings hat bisher knallhart eingeschlagen. Nicht, weil irgendjemand ein Problem damit hatte, sondern weil eine Spielgruppe wohl der letzte Ort ist, an dem man ein Outing erwartet. Meist laufen die Gespräche etwa so ab: Mama XY beschwert sich bei den anderen Mamas schrecklich über ihren Mann, der nachts nie aufsteht, wenn das Baby weint. Mama YZ stimmt mit ein und beklagt sich auch über ihren Nachtruhe liebenden Mann und fragt mich, ob mein Mann denn nachts aufstehen würde. Ich antworte, dass ich nicht mit einem Mann, sondern mit einer Frau verheiratet bin. - STILLE - Dann ergänze ich noch irgendwas zum Thema, wie "Manchmal steht meine Frau nachts auf." - IMMER NOCH STILLE - Ich hätte auch sagen können, dass wir Lesben zu Hause eine Roboter-Nanny haben, die sich nachts um das Baby kümmert. Es hört ohnehin niemand mehr zu. Alle Mamas starren mich mit offenem Mund an. Dass Mama XY ursprünglich ihre Eheprobleme mit uns besprechen wollte, interessiert niemanden mehr (und mir tut es immer ein bisschen leid für Mama XY), denn die Homo-Bombe ist geplatzt. Und endlich gibt´s mal ein anderes Thema als Kaka, Pipi, Brei.


Der Rest der Stunde ist dann anstrengend für mich. Viele Fragen, ganz viel "toll", "achso ist das" und "wie mutig von euch". In solchen Situationen merke ich, wie wenig sichtbar Regenbogenfamilien immer noch sind. Keine der Frauen in den Spielgruppen, die ich besuchte, war homophob. Die meisten hatten nur einfach keine Ahnung! In der Mitte der Gesellschaft sind wir Regenbogenfamilien eben dann doch noch nicht angekommen, aber wir hüpfen immer weiter hinein.


Nach jedem Spielgruppen-Outing freue ich mich, dass ich mich nicht nur als Lesbe, sondern eben als lesbische Mama zeigen durfte. Ich freue mich, dass ich mutig und authentisch war und auch, dass ich den Mikrokosmos Spielgruppe ein bisschen bunter machen konnte. Am meisten freue ich mich aber natürlich darüber, dass ich ein klitzeklitzekleines bisschen dazu beigetragen habe, dass meine Kinder in einer Welt aufwachsen, in der Toleranz, Akzeptanz und Respekt gelebt werden. Und wenn jeder ein klitzeklitzekleines bisschen dazu beiträgt, haben wir irgendwann einen ganzen Haufen davon.



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