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Mama McCool und ihre Regenbogenfamilie auf Instagram

Date Night

Aktualisiert: 25. Juni 2018

Demnächst sind wir auf einer Hochzeit eingeladen und ich freu mich schon wie verrückt!!! Nicht nur, weil ich es dem Paar wirklich von Herzen gönne oder weil ich geplant habe, mich schrecklich zu betrinken und daneben zu benehmen, sondern weil wir ohne Kinder hingehen werden. Nur Nikki und ich. In echten Kleidern, mit hohen Schuhen, ohne Rucksäcke mit klebrigen Kuscheltieren und Wechselwindeln. Einfach nur wir. Als Paar. Traumhaft.



Wie sehr die Geburt unseres zweiten Kindes unsere Partnerschaft beeinflussen würde, hatte ich komplett unterschätzt. Quality-Time zu zweit bleibt zwischen Job, Kindergarten und Freizeitplan häufig auf der Strecke – dabei ist sie so wichtig! Was früher selbstverständlich war, ist heute Luxus: Essen gehen, ohne dass jemand Zucchini über den Tisch spuckt, durch die Stadt bummeln ohne, dass sich jemand vor Wut auf den Boden schmeisst und nackt durch die Wohnung laufen, ohne dass jemand deinen Po als Trommel benutzt.


Nikki und ich sind ein Rede-Paar. Seit Beginn unserer Beziehung haben wir über alles – wirklich ALLES – geredet. Wir redenundredenundereden. Vielleicht manchmal etwas zu viel, aber das ist besser, als zu wenig. In unserem Freundeskreis beobachte ich, dass es durchaus auch gute Beziehungen gibt, die nonverbal funktionieren: ein Blick, eine Geste, ein Gefühl ... schon weiß der andere, was gemeint ist. Für dieses Gedankenlesen bin ich aber wohl nicht spirituell genug. Ich muss mit meiner Partnerin reden. Immer.


Seit wir zwei Kinder haben hat sich unsere Rede-Beziehung, aber eher in eine FYI-Beziehung gewandelt. Alles, was "For Your Information" über den Frühstückstisch gebrüllt wird, kommt bei der anderen an. Tiefschürfende Gespräche sind im Alltag Mangelware. Darum liebe ich unsere Quality-Time.


Als meine Eltern sich zum ersten Mal bereit erklärten, für zwei Stunden auf beide Kinder aufzupassen, waren wir eine Kleinigkeit essen. Herrlich. Sich in die Augen sehen und endlich mal wieder REDEN. Und dann ... haben wir uns gestritten. So richtig. Auf der Rückfahrt kochten wir beide vor Wut, dass uns fast Dampf aus den Ohren stieg. Ich war so sauer auf Nikki. Und außerdem hatte ich nur einen Salat gegessen. Nicht mal was Leckeres, sondern einen blöden Salat. Garniert mit Ehestreit. Na Mahlzeit! Kackdate, dachte ich.


Als ich mich etwas abgekühlt hatte, wurde mir aber klar, dass es ein super Date war. Gestritten hatten wir uns nämlich lange nicht mehr. Selbst das bleibt in einer FYI-Beziehung auf der Strecke. Dabei ist ein guter Streit (für mich zumindest) zwar furchtbar anstrengend, aber auch unglaublich reinigend und einfach nur gut!


Das, was uns als Paar immer so stark gemacht hat, haben wir ein bisschen verlernt: das Reden. Ich glaube, deshalb gab es damals auch diesen blöden Streit. Unsere Kommunikation musste sich erst wieder einpendeln. Es war, als würden wir inzwischen auf unterschiedlichen Frequenzen funken. Sie versteht nicht, was ich meine, ich verstehe nicht, was sie meint, sie blockt, ich werde wütend und - bumms - haben wir einen richtig schönen Streit.


Vielleicht werden wir uns auf dieser Hochzeit ja auch wieder streiten. Eine schöne Vorstellung: Zwei von drei Gläschen Wein völlig besoffene Mamas, die sich im Internet noch ganz schnell neue Kleider für das große Fest bestellt und die alten Pumps aus dem Schrank gekramt haben, keifen sich quer über die Tanzfläche an, während der großteils kinderlose Rest der Partygesellschaft entweder verlegen ins Sektglas schaut oder das Ganze mit dem Handy filmt.


Ich freu mich jetzt schon drauf!


Eine Familie ist für mich so ein bisschen wie ein Turm aus Lego DUPLO: Man kann ihn immer höher bauen, neue Farben hinzufügen, sogar mit diesen flachen, langen Steinen Verästelungen bauen. Aber wenn dann jemand kommt (in der Realität ist es meist mein 2o Monate alter Sohn), der die großen unten stehenden Steine, sozusagen das Fundament, einfach rausreisst, kippt alles zusammen. Unsere Liebesbeziehung ist das Fundament unserer Familie, denn ohne sie würde es unsere wunderbare Familie gar nicht geben. Schade, dass wir unser Fundament manchmal etwas verkümmern lassen. Es ist doch so toll! Und es war auch echt viel Arbeit, es zu bauen. Das sollten wir nicht achtlos in der Gegend rumstehen lassen. Wir wollen ja nicht, dass es Rost ansetzt.


Heute habe ich mir ein Kleid für die Hochzeit bestellt. Schwarz mit weißen Punkten, bisschen sexy. Schwarze Pumps habe ich noch irgendwo im Schrank. Meine Frau hat heute eine Helene-Fischer-CD (wenn einer ein Problem mit Helene hat, hat er auch eins mit mir) bei netto gekauft, um die lange Autofahrt mit Musik zu erfüllen. Wir werden in ein Hotel einchecken und die Kids bei Oma und Opa. Ich hoffe, wir werden auf derselben Frequenz funken. Und wenn nicht, probieren wir es eben doch nonverbal und knutschen den ganzen Abend rum – ohne, dass jemand Kleines auf unseren Popos herum trommelt.



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