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Mama McCool und ihre Regenbogenfamilie auf Instagram

Uncool: Hausbesuche und Gerichtstermin

Aktualisiert: 25. Juni 2018

Da 2014 beim zuständigen Jugendamt Personalmangel herrschte, wurden die Hausbesuche von einer Mitarbeiterin der AWO durchgeführt. Die Dame war sehr freundlich, aber dass sie uns dreimal (!!!) besuchte, empfanden wir dann doch als übertrieben.


Nikki und ich mussten komplett die "Hosen runterlassen". Unsere Biografie wurden komplett durchleuchtet, uns wurden intime Fragen zu unserem Elternhaus und unserer Beziehung gestellt und auch über unsere Vorstellung von Erziehung mussten wir uns äußern. Ich erlaubte mir die Frage, warum auch ich (als leibliche Mutter) durchgescannt wurde. Ob ich zu meinen Geschwistern nun ein herzliches oder distanziertes Verhältnis habe, ob ich studiert habe oder eine Ausbildung gemacht habe, ob ich Wert auf gemeinsame Mahlzeiten oder musikalische Früherziehung lege ... all dies hatte aus meiner Sicht wenig mit der Adoption zu tun, da mein Kind unabhängig vom Ausgang des Verfahrens doch bei mir bliebe. Darauf wusste die nette AWO-Frau auch keine Antwort.


Besuch Nummer eins und zwei dauerten circa 2,5 Stunden, der dritte nur etwa eine halbe Stunde. Eine Woche nach ihrem letzten Besuch rief die AWO-Frau uns an, um uns zu sagen, dass der zuständige Mitarbeiter des Jugendamtes (von ihm erzählte ich in meinem letzten Beitrag) ihrem Bericht nicht zustimmte. Das "Recht des Kindes auf Kenntnis der Abstammung" sei ihm so wichtig, dass er die Identität des Vaters unbedingt offenlegen wollte. Sogar detektivische Nachforschungen wollte er anstellen lassen ... Wir pflegten zu "unserem Spender" zwar ein vertrauensvolles und gutes Verhältnis, waren uns aber auch einig, dass er anonym bleiben sollte. So war es vereinbart. Das war jetzt also echt blöd :/ Und was macht man, wenn etwas echt blöd ist? Man ruft beim LSVD an.


Herr Bruns vom LSVD, seines Zeichens pensionierter Rechtsanwalt, beriet uns zu unserem Problem. Tatsächlich scheiterte einige Tage später eine Adoption in Berlin, weil die Mütter die Anonymität des Spenders wahren wollten. Wieder echt blöd ...


In unserer Panik beknieten wir den Vater unserer Tochter zum Gerichtstermin zu kommen, der bereits in wenigen Tagen sein sollte. Er stimmte zu (Ich hätte ihn vor Dankbarkeit knutschen können. Aber ich bin ja lesbisch.). Im Gerichtsaal spielten sich dann merkwürdige Szenen ab:


Ein durchgeknaller Mitarbeiter des Jugendamtes, der den Samenspender überzeugen wollte, für seine Vaterrolle zu kämpfen, eine Richterin, die den Jugendamt-Streithahn in seine Schranken wies und eine Eineinhalbjährige, die die ganze Zeit Pups-Geräusche mit dem Mund machte (dies fand ich wiederum der Situation angemessen).


Lange Rede, kurzer Sinn: Es hat geklappt.


Im Anschluss gab es beim Standesamt noch richtig Ärger, weil der richterliche Beschluss falsch war, wir mussten den 350 Euro, die wir als Prozessgebühr hinterlegen mussten, ewig hinterher rennen und der Vater des Kindes musste noch zweimal (!) zum Gericht fahren, um Unterlagen entgegen zu nehmen.


What a mess!


Gedauert hat das Verfahren insgesamt 1,5 Jahre. Zum Vergleich: Drei Jahre später habe ich meinen Sohn adoptiert. Dieses Verfahren war nach sechs Monaten beendet.



Trotzdem: Prost!




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